Allerdings möchte ich an dieser Stelle betonen, dass diese Regeln nicht als Blaupause für alle Teams gelten sollten, sondern eher zu eigenen Ideen anregen. Jedes Team agiert eigenständig und setzt sich durch unterschiedliche Menschen mit anderen Bedürfnissen und Verhaltensweisen zusammen. Regeln müssen im Team erstellt werden, damit sie auch von allen Beteiligten getragen und akzeptiert werden.
Die verschiedenen Tools, die man für eine Remote Retro nutzen kann, unterscheiden sich nicht nur im Umfang der Möglichkeiten. Im ersten der beiden folgenden Abschnitte gehe ich zunächst auf die kostenfreien Programme ein, gefolgt von den kostenpflichtigen im zweiten Abschnitt.
Ideaboardz (ideaboardz.com) existiert schon relativ lange und ist im Prinzip eine virtuelle Darstellung eines Boards, auf dem man die Möglichkeit hat, Klebezettel anzubringen. Die Auswahl der Darstellungen ist begrenzt auf wenige unterschiedliche Möglichkeiten, z.B. Pros & Cons, Fishbone oder eine Spaltendarstellung. Nichtsdestotrotz kann man damit sehr schnell innerhalb von wenigen Klicks eine Retro vorbereiten. Vor allem wenn es einmal schnell gehen muss, hat mich Ideaboardz in der Vergangenheit noch nie im Stich gelassen. Die Möglichkeit, verschiedene Klebezettel später zu einem zusammenzufügen ist ein nettes Add-On, bei mehr als drei auf einmal wird es aber sehr schnell unübersichtlich.
Scrumlr (scrumlr.io) ist ähnlich aufgebaut wie Ideaboardz, kann aber durch ein paar mehr Retro-Alternativen überzeugen. Die Darstellung ist etwas größer und man wird durch unterschiedliche Phasen wie Write, Vote und Discuss geleitet. Fertiggestellte Karten können als Done markiert werden.
Miro (miro.com) ist mehr ein Kollaborationstool als eine Website für Retrospektiven und hat somit einen viel größeren Einsatzbereich. Man kann damit ebenso Workflows darstellen sowie die unterschiedlichsten Meetings visualisieren. Unter den kostenfreien Tools ist es eines meiner persönlichen Favoriten.
Confluence (atlassian.com) gehört zur Gruppe von Atlassian Tools und ist als Wiki-Plattform und Kollaborationswerkzeug in agilen Projekten weit verbreitet. Wenige kennen allerdings die Möglichkeit, dass hier mehrere Personen gleichzeitig eine Seite bearbeiten können und durch Einbindung von unterschiedlichen Makros auch Abstimmungen etc. durchführen können. Dadurch, dass man Bilder, Videos und andere Dateien einzubinden kann, ist die Fülle an Möglichkeiten nahezu unendlich. Allerdings leidet bei gleichzeitiger Bearbeitung einer Seite von etwa mehr als 5 Personen die Übersichtlichkeit und Performance. Nicht selten kommt es dabei vor, dass man aus Versehen die Eingaben eines Teamkollegen direkt überschreibt. Hier ist also etwas Disziplin gefordert.
Retrium (retrium.com) ist ein hervorragendes Werkzeug für Retrospektiven, allerdings ist es mit 29 US Dollar pro Monat und pro Team nicht das Kostengünstigste auf dem Markt. Dafür überzeugt es mit einer Vielzahl an Methoden und Aktionsplänen für eine nachhaltige Verfolgung. Für erfahrene Moderatoren gibt es zudem die Möglichkeit, eigene Formate zu erstellen.
Wie gut die einzelnen Tools auch sind, ohne eine gute Vorbereitung ist jede Retrospektive, egal ob on- oder offline durchgeführt, nichts wert. Sie bieten uns die Möglichkeit, das Beste aus der aktuellen Situation zu ziehen, aber von alleine nutzbar sind sie nicht. Man muss genügend Zeit für eine Vorbereitung einplanen. Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: sammelt Feedback! Nur so werden auch die Remote Retros immer besser.
Erfahrt im letzten Teil der Blogreihe "das A und O bei der Moderation von Onlinemeetings" mehr darüber, was bei der Durchführung und Moderation von virtuellen Meetings wichtig ist.