Gruppendynamik bezeichnet das Zusammenwirken und die Beziehungen von Mitgliedern einer Gruppe. Sie beschreibt, wie sich die Einzelpersonen in der Gruppe verhalten, wie sich die Gruppe formiert, wie sie funktioniert und wie sie sich gegebenenfalls wieder auflöst. Obwohl der offensichtliche Fokus meist auf dem Erlernen der neuen Methode liegt und die Aufmerksamkeit der Teammitglieder meist den anstehenden Aufgaben und neuen Rollen zukommt, ist die Entwicklung des Teams oft die eigentliche Herausforderung. Dies kann ich aus meiner Rolle als agiler Coach immer wieder sehr gut beobachten.
Zu Beginn drückt sich ein fehlendes Teamverständnis häufig in praktischen Problemen mit der Methodik aus. Oft fragt man sich, ob es den jeweiligen Fachexperten überhaupt möglich ist, ein gemeinsames Verständnis für das Projekt zu entwickeln. Wie soll ein Risikomanager z.B. wissen, wie komplex eine Aufgabe ist, die das Schreiben von Code enthält? Genau das fragen sich die Teammitglieder auch zu Beginn des Projektes. Nur wenige können sich vorstellen, ein gemeinsames Verständnis für die anfallenden Aufgaben zu entwickeln.
Dabei gibt es einfache Mittel, um dem Team zu helfen, sich zu finden und ein Wir-Gefühl zu entwickeln. Um ein angenehmes Miteinander im Team zu schaffen, eignet sich ein Kick-Off Termin. Dieser findet idealerweise vor dem eigentlichen Projektstart statt. Durch verschiedene Methoden kann man hier bereits für eine gelockerte Stimmung sorgen. Das gemeinsame Erstellen von Teamregeln, die wiedergeben sollen, wie das Team zukünftig miteinander umgehen und arbeiten möchte und welche Werte ihm wichtig sind, fördert die Kommunikation und stärkt den Zusammenhalt.
Oftmals erkennt man bereits nach einigen Wochen Veränderungen in der Gruppe. Die Kommunikation ist offen und wertschätzend, die Stimmung ist locker, man erinnert sich gegenseitig an die vereinbarten Teamregeln - es entsteht langsam ein Wir-Gefühl. Natürlich dauert dieser Prozess bei jedem Team unterschiedlich lange. Mir ist aufgefallen, dass es schneller geht, wenn alle Personen an dem Thema interessiert sind und auch wirklich agil arbeiten möchten. Kommt die Ansage von oben, ist die Stimmung meist gedrückt und jeder kocht sein eigenes Süppchen. Selbst wenn auch nur eine Person querschießt, kann dies ein ganzes Team runterziehen. Gerade bei den Soft Skills gibt es oft erhebliche Unterschiede. Von extrovertiert bis hin zu introvertiert, vom förmlichen Geschäftsmann bis hin zum lockeren „Kumpeltypen“, ist hier alles vertreten.
Die Beispiele machen deutlich, dass für ein neues agiles Team das gegenseitige Kennenlernen sowie die Entwicklung eines Teamgefühls für das Erreichen der Ziele und den Erfolg entscheidend sind. Deshalb sollte auf die Entwicklung von Soft Skills mehr Wert gelegt und für deren Förderung gezielt Ressourcen (in Form von Zeit, Workshops, Teambuilding-Events) bereitgestellt werden. Jedes Team ist individuell - es gibt keine allgemeingültige Lösung. Für mich stehen Soft Skills ganz vorne auf der Liste an Punkten, die ich mit einem neuen Scrum Team besprechen und erlernen möchte. Soft Skills gehören genauso zu einem professionellen Arbeitsumfeld dazu, wie gemeinsame Regeln, Disziplin, Pünktlichkeit, Respekt und Offenheit. In meiner täglichen Arbeit möchte ich auch Wert auf diese „unsichtbaren“ Erfolgsfaktoren legen und diese ins Gedächtnis rufen. So können wir gemeinsam an dem Erreichen unserer Ziele arbeiten.
Lesen Sie hier den nächsten Teil der Blogreihe "Teams im agilen Umfeld":
Selbstorganisiert arbeiten ohne Chef?